Meine Lieblingsverkehrszeichen

Jetzt spinnt der Peter doch total! Kann denn ein Motoradfahrer überhaupt auch nur ein einziges Verkehrszeichen mit positiven Eigenschaften belegen? Welches ist denn für und nicht gegen uns erfunden oder aufgestellt worden?

Bleibt mir bloß weg mit den Motorradparkplatzschildern. Sind zwar schön blau und auch ein ordentliches Motorrad ist drauf abgebildet. Aber wo stehen die denn schon? Nur dort wo man die sowieso nie braucht. Und was parkt dort? Wenn man Glück hat und keine Blechkiste den Platz versperrt, nur Yoghurtbecher oder Roller - obwohl die doch auf dem Schild nicht abgebildet sind. Nee, das ist keins von meinen Lieblingsverkehrszeichen!

Streckensperrungen könnten mich schon mehr begeistern, wenn sie doch nur ab einer Mindesträderzahl von vier gelten würden - weiss jeder: ist genau andersrum.

Und wie ist das mit den Überholverboten? Da sieht man ja nur zwei Autos drauf. Aber auch wieder nix für uns: Jeder darf uns, wir aber höchstens uns selber zeigen was für tolle Kerle wir sind. Und die größte Schweinerei: Gespanne zählen als Einspurfahrzeuge! Dass so ein Gefährt zwei Spuren hat, sieht jeder nicht erst im Schnee. Das hätten sie doch ruhig im Einigungsvertrag aufnehmen können: in der deutschen Fassung des real existierenden Sozialismus hatte man diesbezüglich einen klareren Blick!

Nee, mein erstes Lieblingsverkehrsschild ist viel unscheinbarer und eröffnet seine Botschaft schwarz auf weiß in schnörkellosen Buchstaben:

Ende der Ausbaustrecke

Jetzt heißt es beide Hände an den Lenker, Knieschluß mit dem Tank herstellen, Augen auf die Fahrbahn richten, Steißbein auf den einen oder anderen Wuppdich vorbereiten und Sozius oder Sozia sollten sich der / dem vor ihnen Sitzenden mit freundlicher Umarmung symbiotisch annähern. Die Straße macht gleich ihrem Namen alle Ehre, keine langweilige Asphaltpiste mehr. Mittellinie, Seitenstreifen, Leitplanken, all dieser überflüssige oder gar gefährliche Schnick-Schnack verschwindet.

Jetzt können Mensch und Maschine zeigen, was sie können, jetzt zählen Grip und Grips.

Stoßdämpfer dürfen endlich Stöße dämpfen, mit dem Lenker wird wieder gelenkt.

Augen und Ohren bekommen etwas zu erleben, Entscheidungen müssen auch ohne atemberaubende Geschwindigkeiten in Sekundenbruchteilen getroffen werden. Der ganze Kerl wird inklusive Gehirn gefordert. Und das schönste: Alles bekommt ein Gesicht, keine Kilometrierung ist mehr zur Orientierung nötig: Kurven, Bäume, Gräben, Pflasterung, Schlaglöcher machen die Strecke beim ersten Mal an- oder aufregend, je nach Geschwindigkeit. Bei weiteren Fahrten wird sie vertraut, es kann sich eine Beziehung entwickeln mit der Strecke, man sieht und erlebt auch kleine Veränderungen, immer in der Hoffnung, daß bloß keiner auf die Idee kommt, dem Ende der Ausbaustrecke ein Ende zu bereiten.

Mein zweites Lieblingsverkehrszeichen ist die Umleitung. Echt ehrlich, ich freue mich darüber, allerdings weniger über den Grund der Selbigen, meist wird damit nämlich nur ein Ende dem Ende der Ausbaustrecke eingeläutet. Ich freue mich vielmehr darüber, daß ich aus meinem Trott gerissen werde und endlich einmal auf anderen Pfaden durch die Landschaft tingeln kann. Der Weg ist das Ziel, das wird ohne Umleitung einfach viel zu oft vergessen. Mit der Umleitung hat man gleich etwas mehr vom Ziel. Jetzt lernt man neue Sträßchen und Orte kennen. Und wenn man ganz besonderes Glück hat, dann verfranzt man sich irgendwo und kann das Vergnügen noch einmal steigern. Noch mehr Straßen und Orte, von denen man sonst nie etwas mitbekommen hätte. Was will der Mensch mehr! Meint:

Peter aus Braunschweig