Vier Takte für die alte Emme

Nun sind es schon zwölf Jahre, daß ich MZ fahre. Immer mit viel Spaß und nur ganz wenigen meist ganz kurzen technischen Zwischenstopps. Was mich eigentlich lange Zeit nicht gestört hat und wenn ich ehrlich bin, auch heute nur recht wenig kratzt, ist die leicht verächtliche Meinung von etlichen zwei/drei(k)radelnden Kollegen über den Zweitaktmotor.

"Mehr" scheint aber irgendwie "in", richtiggehend modern zu sein, gehört heute voll zum Lifestile und ist damit wohl auch viiiiel besser als „wenig“. Mehr Takt, ich geb's zu, das habe ich im Leben außerhalb der Biolube-Duftwolke schon des öfteren am eigenen Leibe erfahren dürfen, bringt einen privat persönlich, wie auch beruflich echt weiter. Zwei Takte hat die Emme ja schon, fehlen also nur noch zwei weitere, um aus ihr ein Viertaktfahrzeug zu machen.

Dazu ist die Emme ja auch ein wirklich dankbares Objekt für Schraubereien aller Art. Dritte Räder, Boote oder Schwingen machen sie zu Land, zu Wasser und in der Luft zu einem der beliebtesten Schrauberobjekte. Selbst frohe Kunde über den alten Rudolf Diesel scheppert sie mit einigen Exemplaren in alle Welt. Also warum sollte ich meine Emme nicht auf vier Takte aufrüsten?? Mechanisch habe ich schon meine Fähigkeiten als Präzisionspfuscher und Spezialist für Langlöcher und Schlabberpassungen unter Beweiß gestellt. Selbst bei modernsten Techniken bin ich zu hause, so habe ich nicht zuletzt bei meinem geliebten ZX81 PC schließlich ganz problemlos das eine einzige sogar auf wahnsinnige 32 Kilobyte geupgegradet.

Das Studium einschlägiger Fachliteratur (Brockhaus !!, einbändig von 1955) hat mir schon zu profunden Wissen verholfen. Da habe ich gelernt, daß die vier Takte des Viertaktmotors Ansaugen, Verdichten(Kompimieren), Arbeiten und Ausstossen(Auspuffen) heissen. Ebenso habe ich herausgefunden, daß der Zweitaktmotor pro Kurbelwellenumdrehung einen Arbeitstakt hat, wohingegen der Viertaktmotor das nur bei jeder zweiten Kurbelwellenumdrehung schafft. Eigentlich sollte ich nach dieser Erkenntnis gar keinen Viertaktmotor mehr wollen, wenn ich mir dabei mit mehr Takten gleichzeitig halbes Arbeitsverhalten einhandele. Also wenn ich nur jeden zweiten Tag zur Arbeit käme, hätte ich zwar mehr Zeit fürs Zwei(oder vier??)takten, aber mein Chef würde mir was husten. Doppelte Umdrehungszahlen pro Minute kommen andererseits weder für mein Ohr, noch für mein Gewerkschafterherz und erst Recht nicht für das arme Motörchen in Frage. Trotzdem, wenn es nach mir ginge, dann würde auf jeden Arbeitstakt ein Ruhetakt folgen.

Um beim Thema zu bleiben: Aus den beiden gewonnen Erkenntnissen konnte ich gleich eine dritte ableiten: der Arbeitstakt ist es nicht, der dem Zweitaktmotor fehlt. Aber es bleiben Fragen übrig: wie heisst der zweite Takt? Welche beiden Takte fehlen denn nun meinem Zweitaktmotor, damit er zum Viertakter werden könnte??

Da ein Auspuff direkt am Motor dran ist, kann der zugehörige Takt ja wohl kaum fehlen, oder? Bleiben wohl nur noch das Ansaugen und das Komprimieren zum Nachrüsten übrig. Also früher, als ich noch jung war und NSU-Quickly fuhr, da muss es Kompression sogar in Tuben gegeben haben. Weil die Quickly auch mit ihren zwei Takten prima lief, habe ich jedoch nie welche kaufen müssen. Aber es war Inhalt vieler damaliger Fachgespräche, welcher der zahlreichen echten Edelschrauberspezialisten einen wissbegierigen und arbeitswilligen Grünschnabel zum Kauf solch einer Tube Kompression in den nächsten Fachhandel geschickt hat. Heute werden im Katalog vom Rocker Versand Hamburg zwar noch Kompressionsmesser, leider aber keine dazugehörige Kompression feilgeboten. Wieso benötigt man ein Messr für die Kompression? Wird die jetzt am Stück verkauft und muss man sich passende Stücke selber zurecht schneiden, schnitzen, schaben oder was? Wer kennt heute noch Lieferanten, und wenn es das noch gibt, wie und wo füllt man die Kompression beim MZ-Motor ein? Oder muss die Kompression vielleicht erst angesaugt werden?? Dann hätte ich zwar tatsächlich alle vier Takte zusammen, aber muss ich dann einen Zusatztank für die Kompression anbauen oder läßt sich nach Umrüsten auf Gemischschmierung eventuell der kleine Öltank dafür verwenden? Verdoppelt sich mit der Taktzahl vielleicht die Leistung oder halbiert sich der Spriterbrauch? Hat jemand schon Erfahrungen mit dem Kompressionsverbrauch pro 100 km gemacht?

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