Ach was muss man doch so oft von
bösen TÜV’lern hören oder lesen.

Ohne jeden Zweifel gehört der TÜVler gleich nach dem Kupferwurm, aber lange vor den "Grün-Weissen" zu den ärgsten Feinden eines jeden ehrbaren Kradlers. Während zweiter auf Grund des technichen Fortschritts zwar immer seltener, wegen der mit selbigem Fortschritt aber einhergehender verstärkter Blackboxeritis dafür wenn, dann um so ärger und unvermittelter zuschlägt, kann letzterer wegen des erfolgreich ausgelebten "Freund- und Helfer"-Syndroms sogar, zumindest wenn kradelnd auftretend, schon oftmals in die Winker und Grüsser Kategorie eingeordnet werden.

An dem TÜVler jedoch kommt keiner vobei. Spätestens alle zwei Jahre müssen Mensch und Krad sich in seine Fänge begeben. Dadurch, daß der TÜVler als "Graukittel" personifizerbar ist, fällt der Umgang mit ihm in die Sparte der unvermeidlichen zwischenmenschlichen Beziehungen, manchmal sogar in die bewußt herbeigeführten.... Besonders masochistisch veranlagte Mopedfahrer schrauben irgendetwas links, rechts, vorne oder hinten an ihren Superwetzhobel und führen das dann reinen Herzens dem TÜVler vor. Was den unsagbaren Vorteil hat, dass mensch danach einen Bericht für SPI verfassen, die erlittene Pein dabei selber noch einmal genüsslich durchleben und bei allen Lesern eine Welle von Solidaritätsgefühlen erzeugen kann. Ungezählte Seiten in SPI sind so gefüllt worden.

Jeder der sonst nie nix erlebt, kann darüber beim Stammtisch Geschichten erzählen, oder hat zumindest von einem gehört, der einen kennt, der Geschichten erzählen kann. Einfacher kommt man nicht zum Beitrag für SPI!

Doch welch wundervollen Beitrag müsste man verfassen können, wenn man sich nicht auf das simple Dranschrauben und Vorführen beschränkt, sondern einen penibel vorbereiteten Besuch beim TÜVler inzeniert??

Zwar hatte ich nix mehr zum Extra-Dranschrauben, weil schon alles dran war, allerdings hab ich extra auch nix extra abgeschraubt. (Soll es ja schließlich auch geben, diese devote Haltung zum Bapperlerhaschen) So blieb mir neben der Wahl eines besonders perfiden Termins noch ein provokantes Auftreten.

Erstens habe ich unter Inkaufnahme des Kontakts mit dem einnehmenden Wesen der Grün-Weissen den fälligen Besuchstermin beim TÜVler um mehr als kräftige drei Monate hinausgezögert. Und dann den ersten Arbeitstag zwischen Weihnachten und Sylvester gewählt. Da kann auch der harmloseste TÜVler keine Lust zum Arbeiten haben. Zur Steigerung des Frustgewinns bin ich über den eigenen Schatten gesprungen und so früh aufgestanden, daß ich als einer der Ersten Vorführen konnte. ("Vorführen", das hätte das Zeug zum Unwort des Jahres).

So früh kann auch der freundlichste TÜVler nur mürrisch sein.

Und welch großes Glück, es war nicht nur schön kalt (unter Gefrierpunkt), sondern fing, wie auch schon in den Vortagen, wieder zu schneien an. Dazu hatten die ahnungslosen TÜVler genau vor dem Hinweisschild, vor dem sich Kräder aufzustellen haben, den Schnee zu einem Haufen zusammengeschoben. Mit Juchei hinein.

Und dann in die Anmeldebutze: ich hätte stutzig werden sollen, mein provokantes, besonders laut geschmettertes "Einen wunderschönen guten Morgen", wurde freundlichst beantwortet.

Dann kam ER auch schon mit Helm hinaus: "Jetzt haben wir das richtige Gespannwetter" Will der sich einschleimen?? Fängt er doch ein Gespräch mit mir an. Kurz nach Reifen und Licht geschaut und schon macht er eine Probefahrt. Kommt wieder: "Der obere Seitenwagenanschluss ist locker", sprichts und schraubt ihn mir fest!!!! Keine Frage nach den extra nicht extra abgeschraubten Anbauten. Bapperl dran, eine gute Fahrt wünscht er mir noch, das soll alles gewesen sein? Der vermasselt mir meinen schönen Artikel! Aus lauter Ärger mache ich eine kleine Ausfahrt durch den "Höhenzug östl. Braunschweigs" mit drei Buchstaben. Nächste Enttäuschung: außer den Wäldern und Feldern ist nix verschneit. Alle Straßen, auch die kleinen, sind knorztrocken. Nichts zu erleben oder zu berichten.

Wochen später: die ersten warmen Vorfrühlingstage locken mich nebst Sohn im Beiwagen zu einer Ausfahrt. Nach der dritten Ampel will die Kiste nicht mehr so richtig auf Touren kommen, immer schwerer gehts, bis zum Motorabwürgen. Beim Versuch das Gespann an den Fahrbahnrand zu schieben, stellt sich heraus, die Scheibenbremse sitzt fest. Festgegammelt! Durch Radausbau, Herausnehmen der Beläge und Säubern relativ schnell zu beheben. Doch wieso? Warum? Beim der letzten Fahrt durch den Elm war doch nichts besonderes vorgefallen. Bleibt als einzig denkbare Erklärung nur übrig: der TÜVler! Wo ist der TÜVler mit meinem Gespann bei der kurzen Probefahrt gewesen? Was hat er angestellt? Warum war er so freundlich?

Peter aus Braunschweig